Hauptbereich
Lebensraum Streuwiese
Unter dem Begriff „Streuwiesen“ werden zahlreiche Vegetationstypen, wie Pfeifengras-Streuwiesen, Kleinseggenriede, Mehlprimel-Kopfbinsenriede, Großseggenriede, Übergangsmoore etc. zusammengefasst. Sie kommen auf wechselfeuchten bis nassen Standorten mit ganzjährig relativ hoch anstehendem, oft stark schwankendem Grundwasser vor. Die Mahd erfolgt traditionell im Herbst und wie der Name schon sagt, wurde der Ertrag im Wesentlichen zur Einstreu im Viehstall verwendet.
Diese Nutzung, die bis in die 1970er-Jahre vor allem im Allgäu noch weit verbreitet war, wurde durch die einstreulose Aufstallung mit Güllewirtschaft weitgehend verdrängt. Zahlreiche Streuwiesen wurden drainiert und oft einer mehrschürigen Nutzung zugeführt. Ein weiteres Problem neben der Intensivierung ist die Verbrachung und Verbuschung vieler Streuwiesen, da sich die traditionelle Nutzung für viele Landwirt:innen kaum noch lohnt und die nassen Böden schwer zu bewirtschaften sind. So sind die typischen nährstoffarmen, ungedüngten
Streuwiesen als Lebensraum mittlerweile äußerst selten geworden. Heute werden die Flächen fast nur noch im Rahmen der Landschaftspflege gemäht, obgleich die Nutzung der Streu im Stall weiterhin die vorherrschende Verwertung ist.
Streuwiesen, insbesondere die Pfeifengras-Streuwiesen, gehören zu den artenreichsten Wiesentypen, die der Naturschutz kennt. Ihr Schutz wird durch das Landesnaturschutzgesetz (NatSchG) bzw. Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) sowie der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie gewährleistet.
Pflege der Streuwiesen
Der erste Schnitt einer Streuwiese findest meist ab September statt und wird nur einmal jährlich oder alle zwei Jahre unternommen. Dabei ist ein ungefährer Ertrag von 20 bis 60 dt/ha zu ewarten. Die Nutzungsart gilt hauptsächlich der Streugewinnung. Eine Streuwiese darf nicht gedüngt werden.
Förderung von Streuwiesen
Wer sich für eine Förderung der Streuwiesenbewirtschaftung interessiert, findet über die Landschaftspflegerichtlinie des Lanschaftserhaltungsverbandes Landkreis Ravensburg e.V. weitere Informationen und Beratung.
Planzen der Streuwiese
- Blaues Pfeifengras (Molinia caerulea)
- Schwalbenwurz-Enzian (Gentiana asclepiadea)
- Gewöhnlicher Teufelsabbiss (Succisa pratensis)
- Heilziest (Stachys officinalis)
- Mehlprimel (Primula farinosa)
- Großer Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis)
- Gemeines Fettkraut (Pinguicula vulgaris)
- Glanzstendel (Liparis loeselii)
- Hellgelbes Knabenkraut (Dactylorhiza ochroleuca)
- Binsen (Juncus sp.) und Seggen (Carex sp.)
Bewohner der Streuwiese
- Goldener Scheckenfalter (Euphydryas aurinia)
- Lungenenzian-Ameisenbläuling (Phengaris alcon)
- Wespenspinne (Argiope bruennichi)
- Langflügelige Schwertschrecke (Conocephalus fuscus)
- Hufeisenazurjungfer (Coenagrion puella)
- Warzenbeißer (Decticus verrucivorus)
- Sumpfschrecke (Stethophyma grossum)