Hauptbereich
Fischzucht, Flößerei und Wasserversorgung: Der Truchsessenweiher im Altdorfer Wald
Text: Dr. Lutz Dietrich Herbst, Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg im Regierungspräsidium Stuttgart, Esslingen/Neckar 2021
Nur noch drei weit voneinander entfernte Dämme östlich von Erbisreute, in Fuchsenloch und im Altdorfer Wald zeugen von der einstigen beachtlichen Ausdehnung des Truchsessenweihers. Bereits 1413 urkundlich erwähnt riegelte er den Abfluss von Quellwasser zur nördlich fließenden Wolfegger Ach ab. Er diente zunächst den Truchsessen von Waldburg, ab 1641 dem Benediktinerkloster Weingarten zur Fischzucht.
Darüber hinaus regeln noch heute gültige Verträge von 1588 und 1603 Folgendes: Bäche aus dem Einzugsgebiet der Wolfegger Ach dürfen über die regionale Wasserscheide hinweg durch das Gebiet des Truchsessenweihers in das der Scherzach hinüber geleitet werden. Auf diese Weise war der Truchsessenweiher für die Wassermenge im Rößlerweiher sowie im Stillen Bach bis in den heutigen Stadtkern von Weingarten wichtig.
Gegen 1700 wurde die Wasserfläche in zwei einzelne Weiher getrennt. Der Fuchsenlochkanal als Teil des Stillen Baches verband beide miteinander. 1868 wurde der Vordere Truchsessenweiher am Fuchsenloch abgelassen. Im Blick auf die große Bedeutung des Weihers für die Weingartener Oberstadt war diese Maßnahme höchst umstritten. Die Fürstliche Standesherrschaft verpachtete jedoch das nun zugängliche Himmelreichmoos an die Stadt Weingarten. Diese baute dort bis zum Zweiten Weltkrieg Brenntorf ab. Weitere Kritik verebbte.
Unterhalb des Fuchsenlochdammes konnte bis in die 1980er- Jahre hinein gezielt Wasser des Stillen Baches in das kleinere Kanal- und Weihersystem des Mollenriedgrabens umgeleitet werden. Damit ließen sich zwischen dem 13. und dem 19. Jahrhundert dessen Weiher als Schwallweiher in die Flößerei von Bau- und Brennholz zum Kloster Weißenau, nach Ravensburg und zum Bodensee einbinden.