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Die Sage vom Brudermord derer von Wetzisreute
Text: Dr. Marcus Hörenberg
„Zu Zeiten hauste in Wetzisreute das streitbare Rittergeschlecht derer von Boser als Lehensmannen der Truchsessen von Waldburg. Einstmals kamen drei Brüder dieses Geschlechts von Ravensburg her, wo sie wacker gezecht hatten. Dennoch kehrten sie abermals in Fenken ein, bis ihre Köpfe vom Wein erhitzt waren, dermaßen, dass sie untereinander in Streit gerieten. Zwei von ihnen wurden dabei getötet und der dritte, ob des begangenen Frevels, nahm sich selbst das Leben. Zur Strafe sollen die Boser ihres Adels verlustig geworden sein. Noch heute zeigen in Fenken zwei bemooste steinerne Kreuze den Platz des Brudermordes.“ So berichtet Josef Heiß in seiner „Geschichte und Chronik der Stadt Weingarten“ die Legende.
Sühnekreuze sind seit dem 13. Jahrhundert als Gedenk- und Mahnmal anlässlich eines Verbrechens oder Unglücks nachweisbar. Bis ins 18. Jahrhundert hinein wurden sie überwiegend als Sühneleistung für eine begangene Untat wie Überfall, Raub, Mord und Totschlag am Tatort oder am nächstgelegenen Weg gesetzt. Der Schuldige oder seine Verwandten mussten oftmals noch weitere Sühneleistungen ableisten. Auch Bußgelder an die Hinterbliebenen, Seelmessen, Kerzen- und Wachsopfer, öffentlicher Bußgang und Buße am Grab der Getöteten an den Jahrtagen sind überliefert.
Ursprünglich standen vermutlich drei Kreuze nebeneinander. Bei einem Manöver in den 1880er-Jahren wurde, wie berichtet wird, der dritte Kreuzstein von einem Wagen niedergefahren. Unter zweien der Kreuzsteine sollen je ein eineinhalb Fuß langes Messer – wohl die Tatwaffen – gefunden worden sein.