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Kirche Mariä Himmelfahrt in Unterankenreute
Text: Martin Gaißmaier, für den KAB Ankrenreute
In Unterankenreute stand schon lange eine Kapelle. Im Urbar (Besitzrechtsverzeichnis) von 1796 wird die erste Kapelle als „Kirchl im Garten“ aufgeführt. „... Diese Kapelle ist klein, ohne Zierde und ohne Fonds zum Unterhalte. Sie ist der Hl. Maria geweiht. Von Zeit zu Zeit wird in derselben eine stille Heilige Messe gelesen und an Weihnachten in der Frühe ein Amt gehalten. Der Geistliche kam jeweils von Weingarten herauf.“ Das alte Kirchlein wurde 1889 abgebrochen und eine größere Kapelle gebaut, die dem Hl. Augustinus geweiht wurde.
Von der Kapelle zur Kirche
Erweiterung zur Kirche
Nachdem 1922 die Benediktiner wieder in das Kloster Weingarten eingezogen waren, übernahmen sie auch die Seelsorge für Ankenreute. An die bestehende Kapelle wurde mit einigen Kompromissen und inmitten der Inflation durch die begeisterte Mithilfe der Pfarrangehörigen ein größeres Schiff angebaut. Weil aber z. B. ein angrenzendes Grundstück nicht hatte erworben werden können, war die Empore zu eng für die neue Orgel, so dass man diese auf der Kirchenbühne hatte unterbringen müssen – mit Jalousien in der Decke des Kirchenschiffs. Auch ein begonnener Turm konnte wegen Fundamentmängel nicht weitergebaut werden. Als 1924 der Bischof von Rottenburg Dr. Paul Wilhelm von Keppler zur Kirchweih kam, sagte er angesichts der „Schusterarbeit“ von Architektur, er würde „am Liebsten wieder kehrtmachen, aber dem Abt von Weingarten Ansgar Köckelmann zuliebe werde er die Weihe vornehmen.“ Diese fand am 9. September 1924 statt.
Kirchenneubau 1955–1957
Im Jahr 1950 drohte der Betonsturz, der die Spannweite der alten Kapelle zum Anbau hin überbrückte, herunterzufallen. Durch Baumstämme wurde der Betonsturz abgestüzt, so dass die Gefahr für die Gottesdienstbesucher zunächst gebannt war. Mit Architekt Ludwig Hepperle aus Ravensburg zusammen war Abt Wilfrid 1954 der Ansicht, die Kirche in Unterankereute sei in ihrem Zustand nicht mehr zu retten, sondern ein neuer Kirchenbau müsse an deren Stelle treten. Erneut getragen vom großen Opferwillen der ganzen Gemeinde, den soliden Diensten und Geschenken der örtlichen Handwerksbetriebe, der großzügigen Unterstützung Ihrer Erlaucht Gräfin Sophie von Waldburg-Wolfegg und allen voran durch den eifrigen Pfarrer P. Laurentius Madlener entstand in den Jahren 1955 bis 1957 das neue Kirchengebäude.
Bereits am 1. Mai 1956 konnte durch Bischof Karl Leiprecht die neue Kirche, zunächst noch ohne Turm, geweiht werden. Schon im folgenden Jahr 1957 wurde der freistehende, rund 23 m hohe Glockenturm fertiggestellt. Heute erklingen sechs Glocken in ihm.
Kirchenbrand und Wiederaufbau 1983–1985
Am 11. August 1983 gegen 17 Uhr, entstand aus ungeklärter Ursache auf der Orgelempore ein Brand dem die Kirche zum Opfer fiel. Trotz Eingreifen der Feuerwehr konnten nur die Außenmauern und die Sakristei gerettet werden. Auch der freistehende Turm blieb vom Feuer weitestgehend verschont.
Den Verantwortlichen der Kirchengemeinde war klar, dass die Pfarrkirche so schnell wie möglich wieder aufgebaut werden musste. Mit den Bauarbeiten wurde tatsächlich schon ziemlich genau 5 Monate nach dem Brand, nämlich am 10. Januar 1984 begonnen. Wer schon einmal gebaut hat, weiß, was für eine Leistung dahintersteckt. Normalerweise dauern die Planung und Vorbereitung eines solchen Bauvorhabens ein bis zwei Jahre. Nochmals durch die große Spendenbereitschaft der Gemeindemitglieder, der zahlreichen Sonderveranstaltungen der örtlichen Vereine und Gruppierungen sowie der durch Kirchengemeinderäte und Pfarrgemeindemitglieder übernommen Bettelpredigten in den umliegenden Pfarrgemeinden konnte die Finanzierung des Wiederaufbaus sichergestellt werden.
So konnte am 9. Juni 1985, keine zwei Jahre nach dem Brand, die Kirche in ihrer heutigen Form durch Bischof Dr. Georg Moser eingeweiht werden. Für die Gesamtplanung und Umsetzung zeichnete der Architekt Dörflinger verantwortlich. Es entstand eine sehr einladende Kirche, die durch die dezente Farbwahl der Materialien, nur unterbrochen durch die überwiegend blau gehaltenen Kirchenfenster des Glaskünstlers Hermann Geyer, eine elegante Ruhe ausstrahlt und zum Innehalten einlädt und ermuntert.
Videos
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Erinnerungen an den Brand der Kirche Mariä Himmelfahrt 1983
Bruno Schmid erinnert sich in diesem Video (5:36 Minuten) an den Brand der Kirche Mariä Himmelfahrt in Unterankenreute. Gemeinsam mit anderen Hilfsbereiten – und natürlich der Freiwilligen Feuerwehr Schlier – wurde versucht zu retten, was noch zu retten war. Leider wurde die Kirche an diesem Tag nahezu vollständig ein Opfer der Flammen.
Der Wiederaufbau der Kirche nach dem Brand
In diesem Video (4:12 Minuten) berichtet Bruno Schmid über den zügigen Wiederaufbau der Unterankenreuter Kirche nach dem Brand im Jahr 1983 und über das Anliegen, die Gläubigen näher um den Altar zu versammeln.
Die Einweihung der neugestalteten Kirche
Zwei Jahre nach dem Brand, im Juni 1985, konnte der Wiederaufbau durch Bischof Moser eingeweiht werden. Bruno Schmid erinnert sich in diesem Video (3:15 Minuten) an dieses freudige Ereignis. Er berichtet über die architektonischen Besonderheiten und die neugestaltete Elemente, wie zum Beispiel die Glasfenster des Ulmer Glaskünstlers Hermann Geyer.
Sehenswert
Fenster zum Himmel
Die farbenfrohen Glasfenster der Ankenreuter Pfarrkirche geben dem Kirchenraum nicht nur einen gestalterischen Rahmen, sie verdienen in vielerlei Hinsicht eine nähere Betrachtung. Als der Ulmer Glasmaler Hermann Geyer diese im Jahr 1984 schuf, hat er ein Werk geschaffen, das ausgehend von der nördlichen Seite der Empore im Uhrzeigersinn rund um den Kirchenraum heilsgeschichtliche Situationen darstellt, die im großen Fenster im Chorraum mit dem auferstandenen Christus ihren Höhepunkt finden und die in der zweiten Hälfte, auf der Südseite der Kirche, auch verschiedene Bezugspunkte zu unserer oberschwäbischen Heimat bekommen. So werden Selige und Heilige aus der Region dargestellt, wichtige Ereignisse bildlich zitiert, bis hin zum großartigen Abschluss, wo ein Mensch unserer Zeit – umgeben von Wellen, Einflüssen und Zweifel der Welt – von himmlischen Gestalten über ihm einen Tropfen empfängt: Geist? Gnade? Sicher aber zumindest die Hoffnung: „Seid getrost, ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ (Mt 28,20b).
Gestickter Kreuzweg
von Schwester Romula Michl (Franziskanerin Kloster Reute).
Barocke Kreuzigungsgruppe
Die barocke Kreuzigungsgruppe im Chorraum war durch den Brand stark beschädigt worden, konnte aber durch eine aufwändige Aufmodellierung wiederhergestellt werden und ziert nun auch die Kirche heute noch.