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Altes Schulhaus, Schlier
Text: Dr. Marcus Hörenberg
Die ehemalige Schule in Schlier wurde 1840 nach Plänen des Ravensburger Bauinspektors Pfeilsticker um 7000 Gulden im Kameralamtsstil gebaut.
In Württemberg entstanden „zur Beförderung des Schulwesens durch königliche Verordnung“ in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zahlreiche Schulgebäude gleichen Baustils. Die sehr schlichte und sparsame Architektur wurde durch den Staat vorgegeben. Nach dem königlichen Kameralamt, das über öffentliche Bauten entschied und auch für Planung und Bauaufsicht verantwortlich war, wird der Baustil "Kameralamtsstil" genannt. Aufgrund nur weniger Umbauten und Modernisierungen blieb das Gebäude in weitgehendem Originalzustand erhalten und diente bis 1965 als Schulhaus.
Im Real-Katalog der katholischen Volksschulstellen Württembergs aus dem Jahre 1908 wird das Schulgebäude als Dienstposten des Dorflehrers in Schlier sehr detailliert beschrieben (Auszüge): „Schulhaus in ruhiger, freundlicher Lage am nördlichen Ende des Dorfes, 2 stockig, im allgemeinen in befriedigendem Stand; die beiden Schullokale im unteren Stock. Heizung und Reinigung besorgte bisher der Lehrer gegen 58 Mark bar und Überschuss von 21 Raummeter Buchenholz und 12000 Stück Torf. Wohnung im 2. Stock des Schulhauses, freundlich, geräumig; 4 (2 heizbare) ineinander gehende Zimmer; Wohnzimmer etwas düster, sommers angenehm kühl; Küche ziemlich groß und hell; Herd gut; Speisekammer neben der Küche; tragbarer Waschkessel; laufender Brunnen vor dem Haus; Keller gewölbt, geräumig; kleine Remise und Schweinestall; 7 Ar Garten, 12 tragbereite Bäume, in Obstjahren ziemlich namhafter Ertrag. Schule 2-klassig: 1 ständige, 1 unständige Stelle, Oberklasse 58, Unterklasse 50 Schüler; geordnete Schulverhältnisse; Ausstattung der Schule mit Lehr- und Anschauungsmitteln unzulänglich.“
Heute befindet sich in diesem Gebäude die örtliche Bücherei.