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Holzkohle und Raupenholz im Altdorfer Wald: Die Kohlplatte mit der Raupenhütte
Text: Dr. Lutz Dietrich Herbst, Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg im Regierungspräsidium Stuttgart, Esslingen/Neckar 2021
Über Jahrhunderte hinweg lieferte der Altdorfer Wald Bau-, Zaun- und Brennholz an die Herrschaften Waldburg und Boser, die Städte Ravensburg und Waldsee sowie die Klöster Weingarten, Weißenau und Baindt. Das Holz lieferte auch den Brauereien, Kalköfen und Ziegeleien Wärmeenergie.
In großem Umfang wurde die Köhlerei im Wald betrieben. Ihr immenser Bedarf an etwa 7-jährigem, noch leicht zu kürzendem Laubholz führte Ende des 16. Jahrhunderts zu weitreichenden forstwirtschaftlichen Regelungen für den Holzeinschlag und die Nutzung des Holzes ausschließlich durch die Herrschaften und deren Untertanen selbst. Fremden Interessenten dagegen waren Einkauf und Nutzung dieses wertvollen Brenn- und Grundstoffes chemischer bzw. pharmazeutischer Verfahren verboten: Eisenhütten und Schmieden, Apotheken, Bleichereien, Brauereien, Garnsieden, Glashütten, Gerbereien, Färbereien, Schießpulvermühlen, Wäschereien und Ziegeleien.
Jeweils 20 bis 80 Raummeter Laubscheitholz wurde auf verebneten Waldböden mit einem Durchmesser von etwa 20 m zu Meilern aufgeschichtet. Die Verschwelung dauerte zwischen einer und vier Wochen. Dann wurde der Meiler mit Rechen auseinandergezogen und die Kohlplatte neu eingerichtet.
Die Raupenplagen
Als 1839/40 und 1889/90 Raupenplagen den Altdorfer Wald heimsuchten, wurde die Raupenhütte gebaut. Hier wurde Werkzeug für die schwere Waldarbeit aufbewahrt. Ferner bot die Hütte Schutz bei Unwettern, ermöglichte die Erstversorgung bei Unfällen und den Ausschank stärkender Getränke.
Bei der Raupenplage handelte es sich um einen damals bedeutenden Forstschädling an Fichte und Kiefer: die „Nonne“ (Lymantia monacha). Es kam zu Kahlfraß auf mehreren hundert Hektar. Bis vor ca. 20 Jahren gab es immer noch eine Beobachtungsfläche der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg im Altdorfer Wald bei Vogt/Waldburg zur Nonne.