Hauptbereich
Das Mesnerhaus Merz. Ein südoberschwäbisches Kleinbauernhaus
Text: Dr. Marcus Hörenberg
Der aus Feldsteinen gemauerte, mit Gespärredachstuhl und charakteristischem Knick im unteren Teil des Daches versehene Eindachhof, ist das letzte, im weitestgehenden Originalzustand erhaltene südoberschwäbische Kleinbauernhaus im Landkreis Ravensburg. Der Wohnteil wurde 1844/45 durch den Schuster Johann Georg Sorg (1794–1865) erbaut. 1867 gab der Straßenknecht und Kleinbauer Benedikt Götz (1829-1913) mit dem Scheueranbau dem Gebäude die heutige Gestalt.
Maßgeblich ist der Erhalt dieses regionaltypischen Seldnerhauses aus dem 19. Jahrhundert den langjährigen Bewohnern Josefine und Mathias Merz zu verdanken. Im Haus aufgewachsen, kümmerte sich Josefine Merz bereits seit 1925 um die Pflege der benachbarten Ortskapelle. Ihr Ehemann Mathias Merz stand seit 1944 als Mesner im Dienste der Kapelle. Beide wurden dafür mit der Martinus-Medaille des Bistums Rottenburg-Stuttgart geehrt.
Die Wohn- und Lebensverhältnisse waren bis in das 20. Jahrhundert hinein äußerst einfach und bescheiden. Schuhmacher Gebhard Dörflinger (1861–1944), der Vater von Josefine Merz, lebte und arbeitete hier mit Frau, fünf Kindern und Pflegekindern, sowie zeitweise mit zwei Gesellen. Die Schuhmacherwerkbank befand sich in der Stube, die Betten der Kinder und Gesellen standen im Dachgeschoss unter offenem Ziegeldach. Im Winter lag daher immer wieder Schnee auf den Bettdecken.
Der Eigenversorgung diente die kleine Landwirtschaft in der angebauten Scheuer. Im Stall standen Geißen und Schweine. An Kleinvieh wurden Hühner, Enten und Gänse gehalten. Ein zwei Morgen großes Feld im Widdumsmösle bei Fohren stellte die Versorgung mit Heu sicher. Dort wurden auch Kartoffeln, Gerste, Kraut und Kohl angebaut.
Videos
Um die Videos abspielen zu können, müssen Sie die dafür notwendigen Cookies in Ihrem Browser akzeptieren. Ganz unten am Ende der Seite auf Cookies klicken, bei Youtube einen Haken setzen und speichern.
Rita Kramer erzählt in diesem Video (8:54) über das Leben im Mesnerhaus Merz, ihre Eltern – dem Mesnerehepaar Merz – und über ihren Großvater Gebhard Dörflinger. Er hatte seine Schuhmacherwerkstatt in einem Winkel des Mesnerhauses.
Weiterführende Informationen
Dr. Marcus Hörenberg beschreibt in seiner Abhandlung aus dem Jahr 2007 sehr detailliert den Typus eines südoberschwäbischen Kleinbauernhaues am Beispiel des "Mesnerhaus Merz". Es umfasst Wissenswertes zur Bau- und Sozialgeschichte des Hauses. Hier können Sie das PDF herunterladen. (PDF-Dokument, 197,08 KB) Zudem finden Sie hier eine Auflistung der Bewohner (PDF-Dokument, 25,91 KB) des Hauses.