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Boserburg = Rappenburg?
Text: Dr. Marcus Hörenberg
Gab es die im Schlierer Heimatbuch von Pater Columban Buhl genannte „kleine Rappenburg“ tatsächlich? Vom Ortsadelsgeschlecht der Boser soll sie einst „am Hang über dem Bach“ erbaut worden sein. Als Mitbesitzer des Altdorfer Waldes hatte die Familie Boser im 14. Jahrhundert beträchtlichen Landbesitz und käme als Bauherr einer Burg in Wetzisreute durchaus in Betracht. Im Gelände finden sich heute keine Spuren mehr.
Welche Hinweise könnten dennoch auf den ehemaligen Standort hindeuten?
Ein Andachtsbild zeigt im Hintergrund der von der Familie Boser gestifteten Ortskapelle St. Josef ein turmartiges Gebäude mit Fensteröffnungen nur in den oberen Stockwerken. (Abbildung 1) Die kleine Turmburg liegt im Gemälde aus dem 17. oder frühen 18. Jahrhundert östlich von Wetzisreute auf einem Hügel. Scheinbar war das Gebäude damals noch erhalten oder wurde aus der Erinnerung gemalt. Der genaue Zeitpunkt der Zerstörung ist unbekannt. Denkbar wäre ein Untergang im Dreißigjährigen Krieg, der Wetzisreute mehrmals heimsuchte.
Auf der Urnummernkarte von 1825, der ersten vermessenen und detaillierten Landkarte unserer Gegend, ist eine Baumallee mittig des Höhenzuges „Fohlenberg“ zu sehen. (Abbildung 2) Die bis zur Spornspitze im Norden verlaufende Allee könnte die repräsentative Zuwegung zu einem 1825 bereits verschwundenen Gebäude gewesen sein.
Abbildung 3 zeigt, wie die Rappenburg heute vom östlichen Ortsausgang von Wetzisreute aus, auf dem Fohlenberg anzusehen wäre. Vermutlich wurden die Steine der Boserburg zum Bau der Boserhäuser im Ortskern von Wetzisreute verwendet.