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Das Kriegerdenkmal auf dem Friedhof Schlier von Theodor Schnell d. J.
Text: Dr. Ralf Reiter
Die Bildhauerfamilie Schnell unterhielt von 1864 bis 1938 in Ravensburg ein Atelier für christliche Kunst. Es war eine der bedeutendsten Werkstätten dieser Art im süddeutschen Raum mit einem Wirkungskreis, der die ganze Schweiz und das westliche Österreich umfasste.
Theodor Schnell d. Ältere war bereits 1865 mit der Arbeit an der Altarausstattung für St. Martin in Schlier tätig (hier geht es zum Beitrag über die ehemaligen Altäre von Theodor Schnell d. Ä.). Über 60 Jahre später schuf auch sein Sohn, der spätere Professor gleichen Namens, ein Werk für die Gemeinde: das Kriegerdenkmal auf dem Friedhof.
Der jüngere Schnell gehört sicher zu den bedeutendsten Künstlern, die die Stadt Ravensburg je hervorgebracht hat. Hunderte von Altären, Skulpturen, Grabdenkmalen sind die Frucht seines Schaffens. Seine herausragende Leistung lag in der Fruchtbarmachung des Jugendstils für die sakrale Kunst. Und hier sind wir nun beim Schlierer Denkmal. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs war die Erstellungen von solchen Monumenten eine herausragende Aufgabe der Kunst. An die Gefallenen sollte für alle Zeiten voller Dankbarkeit erinnert werden.
Schnell hat solche Denkmale entworfen und von geeigneten Steinmetzen und Kunstschmieden fertigen lassen. Die Vielfalt seiner Arbeiten in diesem Bereich zeigt ein Vergleich der völlig unterschiedlich gestalteten Monumente in Ravensburg (1924), Bodnegg (1922) und Schlier. Jeweils hat er das Denkmal den örtlichen Gegebenheiten angepasst – so auch in Schlier. Er nutzte die bereits 1823 erstellte Kapelle und gestaltete den Dreiecksgiebel und die Säulenkapitelle im Geiste des Jugendstils. Im Zentrum des Giebels befindet sich ein Eisernes Kreuz mit den Jahreszahlen 1914 bis 1918. Umrahmt ist es von floral inspirierten Motiven; solche finden wir auch an den Säulen, wobei hier das florale Element etwas realistischer dargestellt wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden neue Tafeln mit den Namen der Gefallenen angebracht. Der Ursprung des mächtigen Kruzifixus müsste noch durch Recherchen geklärt werden.
Mit seiner dezenten Farbgebung ist das am 3. Oktober 1926 eingeweihte Kriegerdenkmal ein wertvolles Zeugnis der Schlierer Vergangenheit und erinnert immer noch an das Leid der Menschen in den Weltkriegen.