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Die Familie Boser in Wetzisreute
Text: Dr. Marcus Hörenberg
Mit dem Tod von Franz Josef Boser (1774 —1841), Wirt und Gemeinderat, erlosch das Geschlecht der Boser in Wetzisreute. Wer waren diese Boser, die als einzige Familie in Schlier Namensgeber für eine Straße sind?
1368 wird der Familienname mit dem „Bosers Forst“, einer Waldparzelle im Altdorfer Wald, erstmals urkundlich erwähnt. Der Mitbesitz des Waldes könnte sich aus dem überlieferten Familienursprung erklären. Das Geschlecht soll von dem natürlichen Sohn (uneheliches Kind) eines Truchsessen von Waldburg abstammen, der ein Mannlehen von ihm erhielt und in den Adelsstand erhoben wurde. Die Heimat der Boser war Wetzisreute. Drei Gebäude künden dort vom Leben und Wirken der Familie. Nach Forschungen des ehemaligen Ortspfarrers Dr. Reinhardt, die sich auf die Kirchenbücher ab 1595 stützten, gab es wohl seit dieser Zeit stets zwei Boser-Familien am Ort. Sie bewohnten die Gebäude der Boserstraße 3 und 4.
Das Stammhaus bzw. Herrenhaus in der Boserstraße 4 dürfte mit den ältesten Teilen auf die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts zurückgehen. Michael Grimm erwähnt in seinem Buch über „Versuch einer Geschichte des ehemaligen Reichsfleckens Altdorf, genannt Weingarten, nebst seiner Umgebung“ von 1864 bei der Beschreibung der Umgebung Weingartens im Text zu Wetzisreute dieses Gebäude: „Das Aussehen des Hauses läßt vermuthen, daß dieses Gebäude ehedem befestigt war.“ Letzter nachgewiesener Stammhaus-Boser war Franz Josef Boser (1708—1782). Danach ging das Haus in anderweitigen Privatbesitz über. Das Haus wurde im März 2022 abgerissen.
Auf der anderen Straßenseite liegt das Haus Boserstraße 3. Bis zum Tod des eingangs erwähnten letzten Bosers in Wetzisreute war es Brauerei und Gastwirtschaft. Da es in Schlier selbst noch kein Wirtshaus gab, war die Boserwirtschaft Treffpunkt aller Stände. Hochzeiten und weltliche Feste wurden hier abgehalten, so auch die Investiturfeier des Pfarrers Schupp 1839. Das Haus wurde 2018—2020 umfassend saniert.
Ursprünglicher Stammsitz der Boser könnte die nahegelegene „Rappenburg“ auf dem „Fohlenberg“ gewesen sein (zum Beitrag bitte hier klicken). Mit den Sühnekreuzen von Fenken haben die Boser auch Eingang in den Sagenschatz der Gemeinde Schlier gefunden (zum Beitrag bitte hier klicken).
Die direkt an der Durchfahrtsstraße liegende Ortskapelle St. Josef wurde von der Familie Boser erstmals 1629 erbaut. Beweggründe könnten Dank für das Überstehen von Missernte 1627 und Pest 1627/28 sein. Diese erste Kapelle ging wahrscheinlich in den Kriegswirren des Dreißigjährigen Krieges wieder unter. In den Jahren 1632—1635 gab es mehrere Schwedenüberfälle in der Gegend. 1637 konnten Benediktiner des Klosters Weingarten bei einer Personenzählung nur noch zwei Überlebende in Wetzisreute antreffen.
1698 wurde die heutige Kapelle von der Familie neu erbaut. Auf einem Stifterbild nahe des Altars sind die Familien Boser verewigt (zum Beitrag bitte hier klicken).