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Ehemaliges Gasthaus zur Sonne. Ein südoberschwäbisches Bauernhaus
Text: Dr. Marcus Hörenberg
1702 durch die Familie Gomm in Bohlenständerbauweise erbaut als Lehenshof des Klosters Weingarten. Ursprünglich kamen die Gomm vermutlich aus Vorarlberg, sie wurden durch das Kloster ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts in Schlier angesiedelt. Das Klosteramt reagierte damit auf die weitgehende Entvölkerung des ländlichen Oberschwabens während des Dreißigjährigen Kriegs und der Pestzeit. Im Weingartner Abtsbuch findet sich eine Begehung des Klostergebietes durch zurückgekehrte Patres im November 1637. Für Schlier werden ganze fünf überlebende Familien, insgesamt elf Personen, vermeldet.
Seit 1742/43 ordnete das Kloster Weingarten jedem seiner Höfe einen Heiligennamen zu. Der Anfangsbuchstabe des Heiligen richtete sich dabei stets nach dem Ortsnamen. Die Holztafel mit dem Hausheiligen „St. Samson“ war ehemals über der Haustüre angebracht.
Familie Gomm tauschte ihr Anwesen gegen den Stöcklisbergerhof der Familie Moosmann bei Wetzisreute ein. Franz Josef Moosmann (1786–1870) begründete 1822 eine Gasthoftradition, die bis 1967 fortgeführt wurde, zuletzt durch seinen Urenkel Vinzenz Moosmann (1913–1998).
Neben der Gastwirtschaft trieb Familie Moosmann immer auch die landwirtschaftliche Hofstelle um. Vinzenz, der im Zweiten Weltkrieg einen Arm verlor, heiratete nie und wurde bei der Bewirtschaftung von seinen ebenfalls ledig gebliebenen Geschwistern Klara, Josefine und Gebhard unterstützt. Altersbedingt musste die Landwirtschaft Anfang der 1990er-Jahre aufgegeben werden. Als letzte der Geschwister starb Klara Moosmann im Jahr 2001.
Das historische „Gasthaus zur Sonne“ in Schlier
„Ein Blick über die Stadtgrenzen hinaus: Das historische Gasthaus zur Sonne in Schlier“ von Dr. Marcus Hörenberg in „Altstadtaspekte“, herausgegeben vom Bürgerforum Altstadt Ravensburg e. V., 2009.